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AutorenbildMaria Aurbach

Eine Hommage an meinen Onkel Alfons – Missionar in Afrika

Aktualisiert: 3. Nov.


Wenn dir Möbelstücke schöne Erinnerungen bescheren.


Holzschrank, Kleiderschrank aus Holz, Kleiderschrank mit Interasien, Schrank mit Holzmaserung, Kleiderschrank aus 1960, handgeschreinerter Schrank
Schrank Onkel Alfons


Als ich 2022 meine Wohnung im Obergeschoss meines Elternhauses eingerichtet habe, fand ich heraus, dass der Schrank oben sogar eine Schiebefläche hat. Es war also nicht schlimm, wenn der Schlüssel mal verloren ginge, denn dann konnte man von oben an die Sachen im Schrank rankommen.

 

Diese Möbelstücke sind gleichzeitig auch eine Erinnerung an meinen Onkel. Der in den 1960-er-Jahren als Missionar nach Afrika ging. Als er damals von seinem Elternhaus wegging und sich aufmachte nach Afrika, da war es bei den Steyler-Missionaren noch vorgeschrieben, dass er nie wieder den Boden der Heimat betreten dürfe und in sein Elternhaus würde er ebenfalls nie wieder kommen. Das nenne ich mal eine Entscheidung fürs Leben. Aber irgendwann wurde dieser Passus gelockert und er durften alle drei Jahre in die Heimat fliegen.


Es war wohl so, dass viele seiner Missionar-Kollegen nicht mehr in ihr Elternhaus durften (weil das erbende Geschwisterteil oder deren Gattin es nicht wollte). Mein Onkel war ein gern gesehener Gast im Haus. Er brachte Leben in den sonst immer gleichbleibenden Trott.

 

Ich erinnere mich gerne an ihn. Damals, also vor der Revolution die man Handy, WLan und High-Tec nennt, gab er in unsrem Dorfgasthaus jedes Mal zum Abschluss seiner Reise einen Diavortrag. Onkel Alfons war für 3 Monate in Deutschland, bei uns im Haus war er meist nur am Anfang und gegen Ende seines Aufenthalts. Alle Verwandten und Dorfbewohner kamen. Ich selbst wusste schon als kleines Kind, dass ich gerne fremde Länder sehen wollte und so war es für mich aufregend, all dieses von uns so weit entfernte und ganz andre zu sehen.

 

Vor einigen Jahren hatten wir ein Verwandtentreffen, da die Tochter einer meiner vielen Cousinen, auf seinen Spuren in Afrika gewandelt war. Sie brachte viele Geschichten und Dias mit, die wir uns anhörten beziehungsweise ansahen. So auch, dass ihm zu Ehren ein Denkmal gesetzt worden war. Mein Onkel war sowas von einem Tiefstapler gewesen, wie wir bei dem Diavortrag meiner Großcousine erfuhren. Er hatte nie viel Aufhebens um sich gemacht und hatte daheim ohne große Worte handwerkliche Arbeiten bei uns am Hof ausgeführt. Wenn halt was kaputt war; richtete er es. Er spülte auch ab, wenn meine Mama im Sommer Land unter war vor lauter Arbeit am Feld, im Stall und im Haushalt.

 

Bei dem Vortrag erfuhren wir, wie tief er immer gestapelt hatte. Er hatte immer so getan, als würde er halt eine kleine Schreinerei leiten. Nichts Besondres. Ein paar Einheimische, die bei ihm eine Schreinerlehre machten. Dabei hatte er eine Schreinerei die in ganz Ghana die Schulen mit Schulbänken ausstattete. Sein Name war in ganz Ghana und darüber hinaus ein Begriff. Seine Wertarbeit wurde sogar nach Amerika geliefert. Außerdem hatte er zusammen mit einem andren Missionar, der Elektrikermeister war, eine Schule für angehende Schreiner und Elektriker aufgebaut. Und das war kein kleines Ding!

 

Meine Großcousine (die Tochter meiner Cousine) erzählte uns, als sie ein Taxi am Flughafen nahm, unterhielt sie sich mit dem Taxifahrer und als sie sagte, dass Alfons ihr Großonkel sei, sagte er, dass er Onkel Alfons kannte und er öffnete ihr in Afrika so manche Tür. Sie selbst wurde überall mit Herzenswärme und viel Gastfreundschaft empfangen. Immer wieder erzählte man ihr, wie stolz sie sind, dass endlich jemand aus Alfons' Heimat gekommen war. Sie erzählten auch, dass man morgens die Uhr nach ihm stellen konnte und wehe die Helfer und Lehrlinge waren nicht pünktlich, dann gab es eine Standpauke.

 

Jetzt verstanden wir auch, warum bei seiner Beerdigung weit über 5.000 Menschen gekommen waren. Mehr als beim Tod ihres Bischofs. Wir hatten nach seinem Tod ein Video erhalten, das ihn auf dem Sterbebett zeigte. Ein Mini-Theaterstück war für ihn aufgeführt worden. Auch wenn man die Worte nicht verstand, aber der Akteur, der meinen Onkel spielte ... Er traf ihn so göttlich! Seine Art zu sagen, wenn ihm vom Gesellen etwas nicht gefiel und dass er es besser machen müsse, das kam genauso rüber, wie es seine Art gewesen war.


Auf dem Video sah man, wie die Ghanesen und andre Afrikaner auf seiner Beerdigung tanzten. Es war unglaublich, wie farbenfroh und fröhlich so eine Beerdigung dort war. Außerdem wurde drei Tage gefeiert. Ein farbenfrohes, buntes Spektakel.

 

Oh ja, Onkel Alfons war ein totaler Tiefstapler gewesen. Das wussten wir spätestens zu diesem Zeitpunkt.

 

Und Sein Schlafzimmer, sein Gesellenstück wird im Haus bleiben. Und irgendwann landet auf meiner To-Want-Liste, dass ich den Sticker wegmachen möchte. Aber ich möchte auch das Holz nicht gefährden.


Vielleicht hast du eine Idee, wie ich das bewerkstelligen könnte? Ich bin dankbar für jeden Tipp.



Bruder Laurentius Aurbach, Alfons Aurbach, Steller Missionar
Alfons Aurbach / Bruder Laurentius (Bild Mitte, Steyler Missionar)


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