Heiße Seifen-Liebe
Generelles zum Seife sieden
Seifen sieden ist nichts für Angsthasen!
Was hatte ich Schiss, vor diesem NaOH (Natriumhydroxid), auch Ätznatron genannt. Den Namen hat es nicht umsonst. Ein Körnchen im Auge reicht, um zu erblinden. Jedes einzelne Körnchen ätzt richtiggehend Löcher in die Haut.
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Man versteht dann vielleicht besser, warum Kinder und Tiere nicht im Raum sein sollten. Jede kleinste Ablenkung könnte verheerende Folgen haben.
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Ich selbst kreiere alle meine Rezepte in Evernote. Dort kann ich zwischen jedem Stepp aufschreiben, was ich in keinem Fall vergessen darf und ich habe Checkboxen, die ich einfach mit dem behandschuhten Finger während des Siedens abhaken kann (Papier benutze ich seit Jahren nicht mehr). Mit den Checkboxen übersehe ich nichts.
Höchstens komme ich im Eifer des Gefechts nicht mehr dazu, den Duft reinzugeben, wenn mal der Seifenleim nicht so mag, wie ich mir das vorgestellt hatte.
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Außerdem gibt es einige Sätze, die ich generell als allererstes in eine neue Seifenidee in Evernote reinkopiere und wenn das Rezept steht, an die entsprechende Stelle setze.
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1.) Immer das NaOH in das kalte destillierte Wasser rieseln lassen - NIEMALS umgekehrt.
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2.) Zitronensäure (Pulver) langsam ins destillierte Wasser rieseln lassen - NIEMALS umgekehrt. (Keinesfalls für Anfänger geeignet).
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3.) Immer die Lauge (NaOH + destilliertes Wasser) langsam ins handwarme Öl gießen - NIEMALS umgekehrt. Sieb benutzen!
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4.) 2 TL Salz + / oder 4 TL Zucker auf 500 g GFM (Gesamtfettmenge) - je nach Rezept.
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5.) Zitronensäure muss aufgelöst sein, ehe man Salz und / oder Zucker dazugibt; Salz und Zucker müssen aufgelöst sein, ehe man NaOH dazurieseln lässt (Keinesfalls für Anfänger geeignet).
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1. Vollsichtschutzbrille
2. Schürze
3. langärmelige Kleidung
4. reißfeste Handschuhe
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Diese Utensilien brauche ich immer:
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Ein-, Zwei- und Fünf-Liter-Messbecher mit Henkel
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Plastik- und Glasgefäße in den verschiedendsten Größen und Breiten
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zum Abwiegen von NaOH ein Gefäß, das nicht kippen oder durchgeätzt werden kann und das nicht zu groß ist
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Kochlöffel aus Plastik
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Gießlöffel (flachere Schöpfkelle)
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Teigschaber
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Messlöffel, Löffel
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Eimer
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Feinwaage
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verschiedene Plastiklöffel
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Form für die Seifen
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immer zusätzliche kleine Formen
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feinmaschiges Plastiksieb
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Küchentücher (auch schon griffbereite)
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Mundschutz
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Düfte
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Farben
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ätherische Öle
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natürlich die Öle selbst
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Die wichtigsten 4 Dinge für Seifensiederinnen
1. Immer Natriumhydroxid vorsichtig in das kalte destillierte Wasser rieseln lassen!
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Ich selbst stellen einen Eimer immer in das Küchen-Waschbecken (dort arbeite ich mit meinen ätzenden Zusätzen). Klar, dass wenn ich siede, nichts aus der Küche dort herumsteht.
In den Eimer lasse ich eiskaltes Wasser einlaufen, hänge einen 2-Liter-Becher mit dem Henkel in den Eimer ein (damit er nicht umfallen und auch nicht davonschwimmen kann) und lasse dann vorsichtig und langsam das NaOH einrieseln. Selbst beim langsamen einrieseln lassen, wird es bei der Vereinigung der Beiden eine megaheiße Angelegenheit von ca. 70/80 Grad.
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Schüttet man das NaOH einfach in das destillierte Wasser, kann es überkochen oder gar hoch-schießen. Es gibt zwar Seifen-Siede-Verfahren, bei denen man dies nutz, aber wie bei allem ist es besser, sich erst an die einfacheren Sachen ranzutasten.
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Der Becher/Eimer muss laugenstabil sein.
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Ich trage immer Sichtschutzbrille, reißfeste Handschuhe, langärmelige Kleidung und bei diesem Vorgang sogar Mundschutz.
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PS: Man müsste das destillierte Wasser nicht in eiskaltes Wasser stellen. Wenn man allerdings, so wie ich (und viele andre Siederinnen), kaum abwarten kann, dass man endlich anfangen kann, dann braucht man kaltes Wasser. :-) So kühlt es für die CP-Seifen schneller auf Zimmertemperatur herunter.
2. Zusatz Zitronensäure (nur für Fortgeschrittene geeignet!)
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Verwendet man Zitronensäure, gilt das Gleiche wei bei NaOH. Zitronensäure ins destillierte Wasser rieseln lassen und niemals umgekehrt. Ich selbst habe erst bei meiner ca. 15. Seife zum ersten Mal Zitronensäure verwendet. Wie immer hatte ich mich vorher wochenlang durchs Netz gegoogelt. Ich habe mir jeden einzelnen Schritt aufgeschrieben und eingeprägt.
Damit es für mich etwas entspannter war, habe ich am Tag vorher die Zitronensäure übervorsichtig ins destillierte Wasser rieseln lassen. Genau wie beim NaOH ist mein 2-Liter-Behälter mit Henkel in einen Eimer mit eiskaltem Wasser eingehängt. Denn die Reaktion ist heiß! Ich denke, man muss nicht extra erwähnen, dass die Zitronensäure nur an einem absolut sicheren Ort stehen darf.
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Am nächsten Tag wird es noch wesentlich heißer! Sobald man das NaOH in das Wasser mit Zitronensäure sehr, sehr langsam rieseln lässt, wird es locker 80 Grad heiß und noch mehr. Wird man nur etwas zu schnell, zischt und brodelt es, dass einem Angst und Bang' werden kann. Ich habe freiwillig immer wieder Pausen eingelegt. Inzwischen gebe ich extra gefrorenes Leitungswasser in den Eimer, in den ich danach den Behälter mit Zitronensäure einhänge und langsam das NaOH einrieseln lasse. Jetzt wird es nur noch ca. 50 Grad heiß.
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Warum überhaupt Zitronensäure?
In erster Linie, weil wir hier hartes Wasser haben und es ohne Zitronensäure die berühmten unschönen Rückstände im Waschbecken und der Badewanne/Dusche geben würde. Um die sogenannte Kalkseife zu vermeiden, ist Zitronensäure da. Siedet man Haarseifen, braucht es hinterher keine saure Rinse. Zu mehr Schaum soll es auch verhelfen.
Ich mit Schutzbrille
NaOH
Im roten Eimer ist Eiswasser und hier hinein habe ich einen Becher mit der Zitronensäure, die in destilliertem Wasser gelöst ist, gehängt und hier hinen gebe ich ganz vorsichtig und langsam das Natriumhydroxid.
3. Immer die Lauge in die Öle gießen - umgekehrt ist fatal!
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Lauge nennt man es, sobald NaOH im destillierten Wasser mit gelöst ist.
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Es bleibt immer noch gefährlich! Denn die Lauge wird jetzt durch ein Sieb (aus Plastik) langsam in die Öle gegossen.
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Warum durch ein Sieb?
Es könnte sein, dass sich ein Körnchen NaOH noch nicht gelöst hat und das darf in keinem Fall in die Öle gelangen. Denn jedes ungelöste Körnchen hat verheerende Folgen. Es ist also eine reine, aber kluge Vorsichtsmaßnahme. Sobald ich alle Öle zusammen in einen Plastik-Messbecher vereint habe, hänge ich mein Sieb darüber, damit ich auf keinen Fall vergesse, es zu benutzen.
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Echt ätzend ...
Da Seifen mit NaOH und oder KOH gesiedet werden, ist Genauigkeit oberstes Gebot. Denn Natriumhydroxid heißt nicht umsonst Ätznatron und Kaliumhydroxid heißt nicht umsonst Ätzkali.
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Aber bewaffnet mit Schutzbrille, Handschuhen, Schürze und langärmeliger Kleidung kann nichts schief gehen. Ich selbst lege immer noch Mundschutz an, zumindest solange bis ich ätzendes Pulver (wie NaOH / KOH / Zitronensäure) eingerührt habe.
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In der Küche arbeite ich immer im Spülbecken und alles was für Essen genommen werden könnte, ist weggeräumt und hat dann in der Nähe nichts mehr verloren. Weil die kleinste Ablenkung verheerende Folgen haben könnte, sollten Kinder und Tiere und jede Ablenkung besser draußen bleiben.
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Seit ich wieder im Elternhaus wohne, habe ich einen extra Raum, in dem ich sieden kann. Allerdings ist es dort im Winter eiskalt und deshalb weiche ich dann in die Küche aus.
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Alles was ich zum Seife sieden benütze, nehme ich selbstverständlich nie zum Kochen.
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4. Saltz und / oder Zucker
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Salz? Zucker? Warum? Wieviel?
Viele Siederinnen geben Salz und / oder Zucker mit in selbst gesiedete Seifen.
Salz wirkt antiseptisch und erzielt tolle Ergebnisse bei Akne, bei unreiner und großporiger Haut, aber auch bei trockener Haut. Das wiederum macht sie für Jugendliche und Neurodermitiker spannend.
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Hier möchte ich aber erst einmal nicht näher daruf eingehen. Warum Siederinnen in viele Seifen Salz und in noch mehr Seifen Zucker geben, das hat einen andren Grund ...
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Salz:
Salz macht Seifen hart.
Warum braucht man das?
Weil man vielleicht eine Technik zum Sieden verwendet, bei der man flüssigeren Seifenleim benötigt (der aber dann schnell/er hart werden soll) oder man nimmt Öle, die keine so harte Seifen machen. Übrigens harte Seifen halten länger. Es gibt also viele Gründe, warum man Salz in Seifen versenkt.
Wir Siederinnen können es auch einfach nicht abwarten, bis wir unsre neue Seife ausformen dürfen und auch dazu ist Salz gut. Es lässt die Seife schneller hart werden.
Und wie viel sollte man nehmen?
Der Richtwert bei den Siederinnen ist: 2 TL Salz auf eine GFM (Gesamtfettmenge) von 500 Gramm.
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Zucker:
Zucker soll Schaum machen. Schaum bei einer Seife wollen wir doch gerne haben. Da kann es gar nicht genug davon geben. Oder?
Ob dem wirklich so ist, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen, da ich noch keinen Vergleich gesiedet habe. Ich finde dazu müsste ich zwei gleiche Rezepte sieden, mal mit und mal ohne Zucker.
Wieder die Frage ... Wie viel nimmt man dazu?
Die meisten wählen 4 TL Zucker auf 500 Gramm GFM.
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Egal ob Salz oder Zucker für diesen Zweck verwendet wird, man gibt beides in das destillierte Wasser. Beides muss aufgelöst sein, vor Zugabe von Zitronensäure (nur für Fortgeschrittene) und vor Zugabe von Nartrimhydroxid (NaOH). Was hier nicht aufgelöst ist, löst sich auch nicht mehr auf.
BeautyGöttin-Seife mit Hanföl
Seife sieden - ich liebe es
Ein Glück, dass ich irgendwann meine Angst vor dem NaOH besiegt habe. Was wäre mir an Kreativität entgangen!
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Leider habe ich zu wenige Freundinnen, denen ich meine Kreationen schenken kann und für mich allein kann ich leider auch nicht alle paar Wochen sieden. Und ich würde am liebsten alle paar Wochen ein Kunstwerk zum Leben erwecken.
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Meine to-do-Wunschliste hat noch viele offene Punkte.
Was ich schon verwirklicht habe:
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Cupcakes
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Rebatched Soap
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Whipped Soap
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OHPs
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Transparentseife
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Knetseife
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Spritztechnik
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Swirlen
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Landscape
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Putzseife
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Schmierseife (KOH)
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Salzseife